Zum Entsetzen seiner Eltern kündigte er in der Krisenzeit seine Stelle. Mit seinem Malerfreund John Henry Engesser verbrachte er das Jahr 1931 in Tunis, um dort als freier Künstler zu malen. Nach seiner Rückkehr jedoch nahm er in Zürich die Arbeit als Dekorationsgestalter und Ausstellungsmacher wieder auf und wurde 1946 Leiter der Dekorationsabteilung des Kaufhauses Jelmoli. Als Pionier von internationalem Ansehen ging es ihm darum, Schaufenster und thematische Ausstellungen auf ein künstlerisches Niveau zu heben. Die knappe Zeit neben der Dekorationsgestaltung blieb ausschliesslich für die Malerei reserviert. 1939 wurde er Mitglied der GSMBA und beteiligte sich seit dann regelmässig an Gruppenausstellungen im In und Ausland. 1945 erhielt er den Conrad Ferdinand Meyer-Preis. Als Maler war Hans Erhardt Autodidakt, sein Werk lässt sich keiner Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts zuordnen. In frühen Ölbildern wurde ihm seine nächste Umgebung zum Thema: Familie (Frau und Kinder), Interieurs, Musizierende, Spielende, Ruhende etc. Noch waren seine Bilder impressionistisch beeinflusst, in warmen Farben gehalten und kleinformatig. Seit seiner Jugend faszinierte ihn das klassische Gitarrenspiel. So kam es, dass er bei Ermano Maggini, dem Musikpädagogen und Komponisten, Unterricht nahm. Aus dieser Begegnung entstand eine schöne Freundschaft, und Hans Erhardt schuf ein Portrait des Musikers, das heute im Besitz der Fondatione Ermano Maggini in Intragna ist. Um 1950 veränderte sich seine Malerei. Er malte überlebensgrosse Figuren im Raum, Paare, Szenen, Aktbilder, Selbstportraits, Familien- und Künstlerportraits, vorwiegend in Grau-Rosa-Pastelltönen, aber auch Stillleben mit Katzen, Früchten, Blumen und Gemüse in kühlem Graugrün. Ab 1970 entstand die 11-teilige Folge in schmalen Hochformaten «Die grüne Bluse». Er blieb seinem Sujet der grünen Bluse treu, und so folgte ein 13-teiliger Zyklus in kleineren Formaten. 1973 veranstaltete der Kunstsalon Wolfsberg in Zürich seine erste, umfangreiche Einzelausstellung. Es folgten Einzelausstellungen, im Foyer Kunsthaus Zürich, im Foyer Kunsthaus Aarau und in weiteren renomierten Häusern. Ende der Siebzigerjahre begann er mit der 20-teiligen Reihe «Gespielinnen», einer Bilderfolge von Doppelakten in verhaltenen Rosa- und Grautönen. Zeit seines Lebens war Hans Erhardt ein Bewunderer von Edvard Munch und Eugène Delacroix. Nach einem reich erfüllten Leben starb er 1989 in seinem Atelier an der Schipfe in Zürich. Seine Werke befinden sich in öffentlichem Besitz der Eidgenossenschaft, von Kanton und Stadt Zürich, Kanton St. Gallen und zahlreichen Privatsammlungen.
1973 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich
1939 Kunst der Gegenwart, Landesausstellung |